Eigentlich gehört das Silvesterfeuerwerk zum Jahreswechsel einfach dazu. Es ist schön anzusehen und soll die bösen Geister des alten Jahres vertreiben. Doch das traditionelle Feuerwerk hat auch Kehrseiten – etwa erhebliches Feinstaubaufkommen, hohe Verletzungsgefahr, Brände, Lärm, Rauch und jede Menge Abfall.
Laut aktuellen Berechnungen des Umweltbundesamtes werden pro Jahr 1477 Tonnen Feinstaub (PM10) durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht. Das entspricht rund fünf Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge.
Auch für Tiere stellt das Silvesterfeuerwerk eine arge Belastung dar. Laute Geräusche, Rauchentwicklung und helles Licht, das von Feuerwerkskörpern ausgeht, sind Störquellen, die bei vielen Arten von Haus- und Wildtieren zu Desorientierung und erheblichem Stress führen können. Vögel beispielsweise fliegen teilweise unter großem Energieverlust viel höher als gewöhnlich.
Knapp 60 Prozent der Deutschen befürworten eine Einschränkung des Abbrennens von Feuerwerk und Böllern an Silvester in Innenstädten. Aus diesen Gründen erwägen einige Kommunen, das Abbrennen von Silvesterfeuerwerken auf professionelle, öffentliche Feuerwerke zu konzentrieren. Manche können sich auch Licht- und Lasershows vorstellen, die statt der Feuerwerke stattfinden könnten.
„Die Kommunen im Odenwaldkreis sollten zukünftig auf öffentliche Feuerwerke oder Light-Shows setzen“, erklärt Dr. Jonas Schönefeld, Bürgermeisterkandidat der Grünen für Michelstadt. „Allerdings würde das in der aktuellen Corona-Situation bedeuten, dass dann viele Feierwillige zusammenkommen würden, was an dem kommenden Jahresende nicht nur den gegenwärtigen Corona-Bestimmungen zuwiderlaufen, sondern auch feuchtfröhliche Hotspots geradezu generieren würde. Mein Rat, bzw. meine Bitte: Wir halten uns diesmal zurück und freuen uns umso mehr auf den Jahreswechsel 2021/22! In der Michelstädter Altstadt ist übrigens Feuerwerk beziehungsweise das Zünden von Böllern aus brandschutztechnischen Gründen seit Jahren ohnehin nicht erlaubt.“
Petra Neubert, Kandidatin für die Landratswahl im Odenwaldkreis merkt an: „Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation. Die größtmögliche Sicherheit für uns alle zu gewährleisten, ist jetzt das Gebot der Stunde. Denken wir doch in diesem Zusammenhang auch so verantwortungsvoll wie möglich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Gesundheitswesen, die sich auch in der Silvesternacht um Verletzte und Kranke kümmern werden.“
Der für den Odenwald zuständige GRÜNE Landtagsabgeordnete Frank Diefenbach schließt sich dieser Einschätzung an und ergänzt: „In diesem Jahr sollten wir auf größere Ansammlungen beim Feuerwerk verzichten, damit wir die Corona-Krise nicht durch unachtsame Momente unnötig verschärfen. Die Kommunen sollten dazu auch geeignete Hinweise geben.“
Update: Am 13.12.2020 hat die Bundesregierung zahlreiche pandemiebedingte Regelungen getroffen, auch zum Silvester- und Neujahrstag:
Am Silvestertag und Neujahrstag wird bundesweit ein Verbot von Ansammlungen und Versammlungen umgesetzt. Darüber hinaus gilt ein Feuerwerksverbot auf durch die Kommunen zu definierenden publikumsträchtigen Plätzen. Der Verkauf von Pyrotechnik vor Silvester wird in diesem Jahr generell verboten und vom Zünden von Silvesterfeuerwerk generell dringend abgeraten, auch vor dem Hintergrund der hohen Verletzungsgefahr und der bereits enormen Belastung des Gesundheitssystems.
Hier die Mitteilung der Bundesregierung: https://www.bundesregierung.de/resource/blob/997532/1827366/69441fb68435a7199b3d3a89bff2c0e6/2020-12-13-beschluss-mpk-data.pdf?download=1